Flair
Niemals Mittelmaß werden
Boris Kuschnir lehrt Geige an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz sowie am Konservatorium Wien Privatuniversität.
Was war Ihre große Chance?
Meine Eltern waren beide professionelle Geiger und ich hatte die Chance ans Tschaikowsky-Konservatorium zu kommen, wo ich bei Boris Belinki, David Oistrach und dem Komponisten Dimitri Schostakowitsch gelernt habe. Dann kam Österreich.
Was reizt Sie am Unterrichten?
Begabten jungen Menschen zu helfen, Talente zu entdecken. Wobei auch ich entdeckt wurde — Julian Rachlin hat sich mich ausgesucht.
Was ist das größte Hindernis, das ein österreichischer Student meistern muss, um international Erfolg zu haben?
Wir leben in einer Zeit, in der jede Aufnahme perfekt geschnitten ist. Im normalen Leben können Künstler nicht so spielen wie eine Maschine. Aus meiner Sicht ist es entscheidend, dass ein Künstler das Publikum faszinieren kann.
Was sollte man in seiner Laufbahn nie tun?
Man sollte niemals Mittelmaß werden. wenn man mittelmäßige Konzerte spielt, wird die Kunst langsam schmutzig.
Ist das „Kulturland Österreich“ Vergangenheit oder verdient es diese Bezeichnung heute noch?
Österreich ist ein Kulturland. Wir haben eine Fülle talentierter Leute. Diese einzelnen Steine muss man individuell pflegen. Sonst hat man kein Haus aus Steinen, sondern eine große Betonplatte — und das Haus einen anderen Wert.
Boris Kuschnir (Geb. 1948 in Kiew) spielt im Wiener Brahms Trio und im Kopelman-Quartett. Julian Rachlin und Nikolaj Znaider zählen u.a. zu seinen Schülern. Sein Instrument: die Stradivari „La Rouse-Boughton“ aus dem Jahr 1703.
flair: 04/2008